Hansestadt, die Zweite & unerwartete Glücksgefühle

Nach unserem schönen aber kurzen Abstecher nach Hamburg treibt es uns weiter nach Bremen. Dort verbringen wir die kommende Woche in dem wundervollen Zuhause meines Onkels und seiner Frau. Die beiden gönnen sich einen wohlverdienten Urlaub in Italien und wir dürfen liebenswürdigerweise ihr Haus in Beschlag nehmen, sozusagen „House-Sitting“ in der Familie bis wir unseren Wiki nach Bremerhaven zur Verschiffung bringen können.

Jahrelang ging es für mich mit meiner Family mindestens einmal jährlich in die Hansestadt Bremen. Aber sobald der Zeitpunkt der Unabhängigkeit kommt und jeder „fast – Erwachsene“ keinen Bock mehr hat mit seinen Eltern zu verreisen ändern sich die „Traditionen“. Und so muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich sicherlich seit mindestens 8 oder mehr Jahre nicht mehr in Bremen gewesen bin.

Und dafür gibt es keine Entschuldigung, denn Bremen ist fantastisch!! Erst jetzt merke ich wie mir nur kleine Erinnerungsfetzen über Bremen in meinem Kopf übrig geblieben sind…..“Ach ja, dieses Gebäude kenne ich noch von früher“ oder „diesen Radweg sind wir auch immer entlang gedüst“. Aber das Große und Ganze ist gänzlich verschwunden und deswegen bin ich so überrascht von der Stadt, die mich so viele Jahre lang begleitet hat. Ich bin regelrecht entzückt von dem Städtchen. Ob es an dem perfekten Wetter liegt, dem vielen Grün, den tollen Alleen mit den noch tolleren hanseatischen Kaufmannsvillen oder an der tollen Atmosphäre in der Stadt und der Freundlichkeit der Menschen? Es ist sicherlich ein Pot-Pourri aus allem.

Wir beschließen aufgrund der hohen Temperaturen die ersten Tage ruhig angehen zu lassen und gemütlich auf der Terrasse zu relaxen. Mit tollem Garten und Blick ins Grün ist das auch wirklich sehr einfach. Wir treffen meine Cousine und ihre Freundin, verbringen einen wunderschönen Sommerabend bei leckerer Pasta und gutem Wein zusammen. Wir radeln in der lauen Sommernacht entlang eines Feldweges nach Hause und in diesem Moment bin ich einfach nur glücklich. Es sind solche kleinen, leisen Momente die wir alle genießen sollten….

Ein paar Tage später schneit ein weiterer Gast ins Haus. Mein Papa bringt uns noch ein paar nützliche Utensilien für den Toyota und alles was unserem Härtetest nicht standgehalten hat wird direkt wieder entladen und in die Heimat verfrachtet.

Wir sitzen an der „Schlachte“, Bremens „Ausgehmeile“ direkt an der Weser. Restaurant reiht sich an Restaurant, die Auswahl fällt schwer unter anderem wegen der voll besetzten Tische und Bierbänken. Wir ergattern einen freien Platz und genießen die Szenerie inklusive sommerlichen Sonnenuntergang.

Ein kleiner Verdauungsspaziergang führt uns zum „Schnoor“ in der Bremer Altstadt. Da es schon spät ist teilen wir uns die kleinen verwinkelten Gassen, mit den Jahrhunderte alten und hinreißenden Gebäuden, nur mit ein paar wenigen Touristen und den letzten Restaurantbesuchern. Wir bestaunen die Auslagen der Kunsthandwerksbetriebe und erhaschen immer mal wieder einen Blick auf die ausgestellten Restaurantkarten. Einige Leckerbissen sind darunter. Auch kulturell gibt es einige Theater die besucht werden wollen und Galerien die zu Vernissagen einladen.

Und da wir noch nicht bettmüde sind tragen uns unsere Füße wieder zurück Richtung Weser und zur jährlich stattfindenden „Breminale“, ein eintrittsfreies Kulturfestival auf den Osterdeichwiesen. Mit unzähligen Bands, Lesungen, bunten Buden und farbiger Abendbeleuchtung ist es das größte Fest des Bremer Sommers.

Wir lauschen der Musik und nehmen das Flair in uns auf, bevor wir uns entlang der schicken Straße „Am Wall“ glücklich und zufrieden Richtung nach Hause begeben.

Manchmal ist es schon merkwürdig wie das Leben so spielt. Wir stehen im „Deutschen Auswandererhaus“ in Bremerhaven mitten in der Nachbildung der Grand Central Station und in wenigen Tagen werden Fabian und ich tatsächlich in der echten Grand Central Station in New York stehen. Ab und an kommt mir die Welt wirklich wie ein Dorf vor.

Das „Deutsche Auswandererhaus“ verbindet historische sowie aktuelle Aus- und Einwanderungsgeschichte in einer neuen Dimension. Hier wird der Besucher aktiv in das Geschehen eingebunden. Die ausgehändigte iCard enthält einen Chip für eine bestimmte Person der Ausstellung. Hält man diese nun gegen eine Computer- oder Hörstation erhält man auf seiner Reise durch die Zeit wie von selbst Zugang zu bestimmten Informationen über die Person und deren Auswanderung nach Amerika.

Im Jahr 2007 wurde das Deutsche Auswandererhaus für sein innovatives Ausstellungskonzept mit dem bedeutenden European Museum of the Year Award ausgezeichnet.

Auf alle Fälle einen Besuch wert.

Der Hauptgrund für unseren Besuch ist aber die Abgabe unseres Toyotas an die Verschiffungsgesellschaft, die für die Überfahrt nach Baltimore/ Amerika zuständig ist. Nachdem alle schriftlichen Unterlagen und Dokumente noch einmal geprüft werden, heißt es für uns Abschied nehmen und die nächsten Wochen ohne unseren Wiki auskommen.

Hoffen wir, dass alles gut geht!

Bremen verabschiedet uns am nächsten Tag mit einem wundervollen Spaziergang entlang des Stadtgrabens, einem hübsch angelegten Park mit Wasserverlauf und einer kleinen Erkundungstour im angesagten „Viertel“. Als „Das Viertel“ werden Teile der Ortsteile Ostertor und Steintor bezeichnet. Eine hippe Mischung aus kreativen Shops, kleinen Cafés und alten Feinkostläden, mit gemischtem Publikum und alles ganz relaxed.

Es gibt noch so viel mehr zu erleben………Die Kunsthalle Bremen, das Science Center Universum, den Rhododendronpark, die Böttchergasse, Flanieren am Osterdeich, den Roland und das Rathaus, eine Radtour auf dem Deich, das Focke Museum (dort findet seit unserem Abreisetag übrigens die Ausstellung „Exodus“ von Sebastiao Salgado statt, leider haben wir es nicht geschafft uns diese anzuschauen. Noch bis zum 26.10.14), ein Spaziergang im Bürgerpark oder ein nettes Lunch/ Dinner in einem der zahlreichen Restaurants.

Also packt eure sieben Sachen und macht es wie die berühmtesten Bremer, die vier Stadtmusikanten. Begebt euch nach Bremen und findet dort euer (Urlaubs-) Glück.

Noch einmal einen ganz großes „Danke schön“ an die Bremer Verwandtschaft!

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